Dienstag, 26. Februar 2019

Das Handbuch "Manuell blitzen mit Speedlites von Yongnuo"

Durch Zufall bin ich auf das Buch "Manuell blitzen mit Speedlites von Yongnuo" von Marco Sondermann aus dem tredition Verlag gestoßen. Das Buch ist als Taschenbuch, als Hardcover und auch als eBook erhältlich. Auf der Webseite des Verlags ist das komplette Inhaltsverzeichnis und eine Leseprobe als PDF-Download verfügbar. Bei Amazon gibt es zusätzlich auch noch den "Blick ins Buch".

Da ich selber Blitze vom Typ YN560 IV und dazu passende Funkauslöser besitze, habe ich mir die Taschenbuch-Ausgabe zum Preis von 14,99 Euro gekauft. Denn das, was Yongnuo mit seinen Produkten ausliefert, hat bekanntermaßen nicht viel mit einer Anleitung oder einem Manual zu tun und kann auch nicht ernsthaft als Bedienungsanleitung angesehen werden. Wer selber Blitze von Yongnuo besitzt, der weiß was ich meine: Diese kleine "Packungsbeilage" in Englisch und Chinesisch. Auch wenn es alternativ dazu deutsche Übersetzungen von diversen Fotohändlern gibt - die übersetzten PDFs sind inhaltlich fast immer sehr eng an die schlanke Originalanleitung angelehnt. Sie lassen sich in deutsch zwar einfacher lesen, helfen aber von der Sache her nur bedingt weiter. Teilweise schleichen sich bei den inoffiziellen Übersetzungen sogar noch komische Dinge ein.

Auf Youtube findet man verschiedene deutschsprachige Tutorials, die teilweise doch schon etwas mehr auf die praktische Bedienung der Geräte eingehen und sich gut für einen ersten Überblick eignen. Das waren bisher auch meine Informations-Quellen zu den Yongnuo-Geräten, aber in einem Youtube-Video kann man leider nicht wie in einem Buch zu bestimmten Themen nachschlagen und ein Youtube-Video macht sich in der Fototasche auch nicht so gut wie ein Taschenbuch im A5-Format.

Deutsche Anleitung für manuelle Blitze von Yongnuo
Im Gegensatz zu anderen Blitzbüchern geht dieses Buch wirklich auf die aktuellen Produkte von Yongnuo ein und zeigt, wie man diese einstellt, miteinander verbindet und benutzt - und nicht, welche Fotos man damit (nach)machen könnte. Andere Bücher, die zum Teil mehr als das doppelte kosten, gehen nur sehr oberflächlich - wenn überhaupt - darauf ein, wie ich meine Blitzgeräte einstellen muss, um zu diesem oder jenem Ergebnis zu kommen. Verständlich, denn ein Verlag möchte die Zielgruppe der Leser nicht noch auf die Teilmenge der Fotografen mit Yongnuo-Equipment reduzieren. Dieses Buch dient aber sehr gut als Ergänzung zu den Blitzbüchern mit eher gestalterischem Schwerpunkt.

Erfreulicherweise geht das Buch auch auf die Basics zu den Kameraeinstellungen ein, ohne dabei zu sehr in die theoretische Tiefe zu gehen. Man sollte also schon ungefähr wissen, wie man an seiner Kamera die Blende oder den ISO-Wert einstellt. Auch die Wechselwirkungen von Kamera und Blitz werden anhand der Blitzsynchronzeit gut erläutert. Das Buch hat über 100 Abbildungen, Fotos und Tabellen, was bei insgesamt 168 Seiten schon eine ganze Menge ist.

Neben den rein Yongnuo-spezifischen Themen zu quasi allem, was Yongnuo zum manuellen Blitzen im Programm hat (YN560, YN660, YN560TX, RF-603/602/605), gibt es auch noch allgemeine Kapitel zum indirekten Blitzen, zu Lichtformern und zu Akkus bzw. Batterien. Abgerundet wird das Buch durch einen kurzen Abriss über verschiedene Licht-Setups, die eher zum experimentieren mit den eigenen Geräten und nicht zum stumpfen Nachmachen animieren. Auf die Einbindung von Studioblitzen wird nicht näher eingegangen, aber hier geht es ja auch vornehmlich um Aufsteckblitze in verschiedenen Einsatzszenarien.

Allerdings spiegelt sich der günstige Preis des Buches darin wieder, dass es keine farbigen Seiten gibt - was der hohen Qualität des Inhalts aber keinen Abbruch tut. Vielleicht ist das auch absichtlich so gemacht, um dem Minimalismus der manuellen Blitze von Yongnuo zu entsprechen: Günstig, zweckmäßig und tut genau das, was es soll.

Fazit:
Die kompakte Taschenbuch-Version ist eine absolute Empfehlung für den Preis!

Der Inhalt ist hervorragend aufbereitet, gut strukturiert und leicht verständlich dargestellt. Auch wenn ich meine Blitze schon eine Weile habe, so habe ich trotzdem noch einiges durch dieses Buch darüber lernen können.


Dienstag, 12. Februar 2019

Meine Erfahrungen mit dem 500m Spiegel-Teleobjektiv

Praxisbericht: 500 mm Teleobjektiv in Spiegelbauweise

Teleobjektive mit einer Brennweite von 500 mm oder mehr sind meistens recht teuer. Eine Ausnahme sind die sogenannten Spiegel-Teleobjektive, die neu schon für weniger als 150 Euro erhältlich sind. Ich habe ein solches Spiegel-Tele von Makinon günstig bekommen und hatte daher die Möglichkeit, mich in der Praxis etwas näher damit zu beschäftigen.

Das Objektiv hat eine feste Brennweite von 500 mm und eine feste Blende von f/8. Durch die Spiegelbauweise ist es im Gegensatz zu normalen Teleobjektiven relativ kurz und leicht, was es ermöglicht, die Kamera ganz normal auf einem Stativ zu befestigen.

Dieses Objektiv ist grundsätzlich auch für den Einsatz an Vollformatkameras geeignet. Da sich das Objektiv aufgrund der festen Blende in sehr hellen Umgebungen nicht weiter abblenden lässt, sind bei meinem Objektiv neben einem UV-Filter noch zwei ND-Filter (2x und 4x) dabei. Diese Filter werden jedoch nicht außen vor der großen Frontlinse, sondern auf der Innenseite vor der kameraseitigen Linse angebracht.

Makinon 500mm f/8.0 Spiegeltele an einer Canon DSLR

Anpassung an die Kamera

Da es diese Objektive nicht mit werksseitigem Canon- oder Nikon-Bajonett gibt, war für mich der erste Schritt die Anpassung des Objektivs an die Kamera. Mein Objektiv ist mit einem Pentax-Bajonett versehen und soll an eine Canon DSLR, also brauche ich einen Adapter von Pentax K auf Canon EF. Den passenden Adapter habe ich in der elektronischen Version mit Autofokus-Chip im Doppelpack für unter 20 Euro bekommen.

Bajonett-Adapter von Pentax K auf Canon EF mit AF-Chip
Die aktuell angebotenen Objektive haben oft schon einen zur Kamera passenden T2-Adapter dabei, zum Teil auch mit Autofokus-Chip. Einen T2-Adapter gibt es auch einzeln für weniger als 10 Euro.

Manueller Fokus mit elektronischer Unterstützung

Die Spiegel-Objektive haben grundsätzlich keinen Autofokus. Bajonett-Adapter mit einem speziellen AF-Chip bieten allerdings elektronische Unterstützung beim Fokussieren. Das Scharfstellen erfolgt wie gehabt manuell am Objektiv durch das Drehen des Fokusrings. Sobald die Kamera ein scharfes Bild erkennt, wird dies durch den AF-Chip genauso wie bei einem Objektiv mit Autofokus signalisiert: Das entsprechende Autofokusfeld im Sucher blinkt und die Kamera piept kurz.

Soweit die Theorie. In der Praxis funktioniert dies mit diesem Objektiv aber nur bei sehr hellen Flächen oder starken Kontrasten. In den meisten Fällen muss man sich trotz AF-Chip auf sein Auge verlassen. Und ein Autofokus-Hilfslicht ist aufgrund der Reichweite bei einem 500 mm Teleobjektiv nur bedingt sinnvoll.

In bestimmten Situationen kann es daher besser sein, die Kamera in den LiveView-Modus umzuschalten und bei entsprechender Vergrößerung dann über das Display manuell zu fokussieren. Das erfordert allerdings etwas Gefühl, Geduld und auch Übung.

Nicht ohne Stativ

Da das Objektiv keinen Bildstabilisator hat, gilt hier die Faustregel, dass bei Aufnahmen ohne Stativ die maximale Belichtungszeit nicht länger sein sollte, als der Kehrwert der Brennweite. Das ist bei diesem Objektiv mit 500 mm Brennweite eine maximale Zeit von 1/500 - was schnell mal zu kurz sein kann, insbesondere bei einer Blende von f/8.

Deswegen ist die Verwendung eines Stativs mit Fernauslöser dringend angeraten. Aber das manuelle Fokussieren kann auch mit Stativ nerven. Sobald man am Fokusring dreht, wackelt das Objektiv dermaßen, dass es schwer ist, zu erkennen, ob das Bild jetzt scharf ist. Da kann es schonmal hilfreich sein, eine Pause von einer Sekunde einzulegen, bevor man einen neuen Versuch startet.

Der richtige Kameramodus

Das Objektiv ist elektrisch nicht mit der Kamera verbunden und kann daher auch nicht mit der Kamera kommunizieren. Die Kamera hat keine Ahnung von der Blende f/8 und kann umgekehrt die Blende auch nicht steuern - was davon abgesehen bei einer festen Blende sowieso sinnlos wäre. Aus diesem Grund kann dieses Objektiv nur sinnvoll im manuellen Modus (M) oder in der Blendenvorwahl (A oder Av) benutzt werden. Die Belichtungszeit und der ISO-Wert sind die einzigen variablen Parameter, da die Blende bauartbedingt immer auf f/8 eingestellt ist. Bei der Blendenvorwahl (bzw. Zeitautomatik) wird die Blende vorgegeben und die Zeit dann automatisch anhand der Belichtungsmessung festgelegt.

Da das Objektiv wenig Masse mitbringt und beim Auslösen der Kamera zum Schwingen neigt, sollte man nach Möglichkeit die Spiegelvorauslösung aktivieren, um die Vibrationen auf ein Minimum zu reduzieren.

500 mm x 2 = 1000 mm

Für knapp 20 Euro habe ich mir zusätzlich noch einen gebrauchten 2x-Tele-Konverter für Pentax K gekauft. Dieser Konverter verdoppelt aber nicht nur die Brennweite von 500 mm auf 1000 mm, er vervierfacht auch gleichzeitig die Blendenzahl. Das bedeutet, das Objektiv hat nun eine Blende von f/16 statt f/8. Wer mit f/16 an diesem Objektiv halbwegs helle Bilder haben möchte, der sollte dringend den ISO-Wert anheben.

Dass ein Konverter - insbesondere in dieser Preisklasse - die Bildqualität nicht unbedingt verbessert, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Aber 1000 mm an einer APSC-Kamera mit Crop-Faktor 1,6 sind schon recht beeindruckend. Da nimmt man unter Umständen auch mal eine geringere Qualität in Kauf.

Das Bokeh

Bauartbedingt haben Spiegelobjektive ein spezielles Bokeh. Statt rund oder eckig werden Lichtpunkte als Kringel dargestellt, also ein Punkt mit Loch:

Manche mögen es, manche nicht. Zumindest ist es … interessant.

Beispielfoto: Vollmond Januar 2019

Das folgende Foto wurde mit einer Canon EOS 5D Mark II aufgenommen:


Einstellungen: 1/80 Sekunde, ISO 800 und … natürlich Blende f/8

Fazit

Die Benutzung des Objektivs mit dem manuellen Fokus ist mir bei 500 mm eindeutig zu fummelig. Auch die Bildqualität liegt eher im unteren Bereich. Wenn man tatsächlich ein halbwegs scharfes Bild erwischt hat, dann stellt man fest, dass die Farben matschig und flau sind und ohne nachträgliche Bildbearbeitung keine wirklich guten Ergebnisse zu erzielen sind.

Dieses Objektiv ist ganz witzig, aber ich würde es mir definitiv nicht kaufen. Für ernsthafte Fotos bevorzuge ich nach wie vor mein 70-300 mit Autofokus, Bildstabilisator und einer Offenblende von f/5.6 bei 300 mm. Und das war gebraucht nicht mal 20 Euro teurer als ein neues Spiegeltele.