Donnerstag, 31. Oktober 2019

Lichtbox für Produktfotografie selbst gebaut

Ja, man kann einen Gegenstand auf den Fußboden legen und ihn dort fotografieren. Das ist meist der Fall, wenn es schnell gehen muss und das Foto nicht schön, sondern zweckmäßig sein muss. Wer jedoch seine Objekte ins richtige Licht rücken möchte, sei es um dieses Objekt irgendwo zum Kauf anzubieten oder weil man einfach nur von seinem Lieblingsstück ein ansprechendes Foto haben möchte, der kommt um ein Lichtzelt oder eine Lichtbox nicht herum.

Fertige Lichtzelte oder Lichtboxen sind schon relativ günstig zu haben. Wer auch nur ein wenig handwerklich geschickt ist, der kann sich seine Lichtbox natürlich auch selber basteln. Dazu existieren verschiedenste Anleitungen und Beispiele, beispielsweise aus einem Karton oder aus Styroporplatten. Diese Modelle sind sehr günstig und schnell gebaut, aber in der Regel auch nicht besonders langlebig.

Hier werde ich beschreiben, wie man eine einfache Lichtbox preiswert und ohne besonders großen Aufwand im Eigenbau herstellt.


Die Anforderungen beim Entwurf der Selbstbau-Lichtbox waren:

-  Kein allzu großer Zeitaufwand bei der Herstellung
-  Möglichst preiswert
-  Stabil, robust und langlebig
-  Geringer Platzbedarf bei Nichtbenutzung

Es sollten also Komponenten sein, die in jedem Baumarkt erhältlich sind und die sofort verwendet werden können. Der Zusammenbau sollte auch für einen handwerklichen Laien mit haushaltsüblichem Werkzeug machbar sein.

Der Einkaufszettel


Für das Grundmodell wird das folgende Material benötigt:

1 x Spanplatte 10 mm weiß 500 x 400 mm
2 x Spanplatte 10 mm weiß 500 x 390 mm
2 x Hartfaserplatte 3 mm weiß 400 x 400 mm
2 x Winkelprofil Kunststoff weiß 25 x 25 x 1000 mm
1 x Winkelprofil Kunststoff weiß 10 x 10 x 500 mm
1 x Fotokarton weiß oder bunt 50 x 70 cm
1 x Doppelseitiges Klebeband ca. 3 m
8 x Filzgleitermax. 25 mm
20 x  Blechschraube Linsenkopf 2,9 x 9,5 mm

Den Fotokarton für den Hintergrunde bekommt man im Schreibwaren- oder Bastelbedarf, den Rest gibt es in jedem Baumarkt, der auch Holzzuschnitt anbietet. Die Kosten für diese Teile liegen bei ungefähr 20 Euro.

Der Bedarf Werkzeug ist überschaubar. Wir brauchen nur eine kleine Handsäge, ein scharfes Bastel-, Cutter- oder Küchenmesser und etwas zum Messen. Ein Lineal oder ein Zollstock ist ausreichend.


Zum Verschrauben der Winkelprofile benötigen wir noch einen passenden Schraubendreher oder einen Akkuschrauber.

Und los geht's ...


Zuerst sägen wir die Winkelprofile auf Länge. Aus den 1-Meter-Stücken der 25 x 25 mm Profile sägen jeweils wir drei kurze Stücke von 2 x 30 cm und 1 x 40 cm, so dass wir jetzt insgesamt sechs Abschnitte haben. Es kommt bei der Länge übrigens nicht auf den Millimeter an.

Das kleine 10 x 10 mm Profil muss gegebenenfalls noch auf 50 cm gekürzt werden, falls es länger ist. Hier müssen wir jedoch genau arbeiten. Das kleine Winkelprofil sollte exakt so lang sein, wie die breite Seite der Spanplatten. Etwas kürzer geht auch, aber auf keinen Fall länger. Am besten nimmt man eine der Spanplatten als Maßvorgabe.

Jetzt kommt das doppelseitige Klebeband zum Einsatz. Bei den breiteren Profilen kommt das Klebeband auf die Innenseite, hier muss aber mindestens 1 cm zur Innenkante hin frei bleiben. Legt man das kleinere, 1 cm breite Profil in das größere Profil hinein, hat man automatisch das erforderliche  Maß. Das Klebeband gut andrücken und den überstehenden Rest mit dem Messer abschneiden. Das kleine Winkelprofil wird anschließend an einer der Außenseiten mit doppelseitigen Klebeband versehen. Auch hier wird das überstehende Klebeband mit dem Messer abgeschnitten. Die Folie auf der sichtbaren Seite des Klebebands bleibt dabei erstmal noch drauf.

Am Ende sieht das dann so aus:


Im nächsten Schritt werden die Winkelprofile auf die Platten für Boden und Deckel geklebt. Das sind die beiden kleineren Platten mit den Maßen 500 x 390 mm. Die kurzen Winkelprofile kommen etwa mittig jeweils an die kurzen Seiten, das lange Profile ebenfalls mittig an eine lange Seite. Die Winkelleisten werden mit einem Spalt angeklebt, und zwar so, dass an den kurzen Seiten die dünnen Hartfaserplatten und an der langen Seite die Spanplatte für die Rückwand hineinpassen. Dazu wird vorher die Folie vom Klebeband entfernt, die jeweilige Seiten- bzw. Rückwand hochkant in das Winkelprofil gestellt und die Spanplatte dann mit möglichst wenig Spiel zur Seite von oben aufgelegt und gut festgedrückt.


Das Klebeband dient nur der vorübergehenden Fixierung. Nachdem die Seitenwand wieder vorsichtig entfernt wurde, wird der Winkel mit den Blechschrauben am Boden bzw. am Deckel verschraubt. Anschließend wird das nächste Winkelprofil verklebt und verschraubt, bis alle sechs Profile befestigt sind.


Die kurzen Profile werden mit drei Schrauben und die langen Profile mit vier Schrauben befestigt. Dabei unbedingt aufpassen, dass man auch wirklich ins Holz und nicht in den Spalt schraubt. Besonders bei den langen Winkeln, bei denen der Spalt etwas breiter ist.



Das kleine 10 x 10 Winkelprofil wird oben auf der Vorderseite des Bodens verklebt, mit der Kante nach außen. Da dieser Winkel nur als Anschlag für den Fotokarton dient und nicht mechanisch belastet wird, muss diese Winkelleiste nicht verschraubt werden.


Auf die Winkelprofile unter dem Boden werden noch die Filzgleiter angebracht, damit die Schraubenköpfe nicht den Untergrund (z.B. die Tischplatte) zerkratzen. Am besten jeweils einen Gleiter links und rechts außen an der hinteren Leiste und jeweils einen Gleiter vorne an den seitlichen Profilen, damit die Box stabil steht. Es empfiehlt sich, jeweils zwei Filzgleiter übereinander zu kleben, damit die Schrauben ganz sicher nichts zerkratzen können. Bevor die Box auf eine empfindliche Unterlage gestellt wird, bitte vorher unbedingt nochmal prüfen, ob das so passt.

Jetzt sind wir soweit: Die Einzelteile können zusammengesteckt werden. Die Seitenwände an der Seite, hinten die Rückwand und zuletzt der Deckel. Zum Schluss wird noch der Fotokarton locker in die Lichtbox eingelegt, so dass eine Hohlkehle, also ein runder Verlauf vom Boden zur Rückwand  entsteht.

Fertig!


So, nun kann das erste hochwertige Produktfoto geschossen werden:


Der Fotokarton kann ganz leicht durch Bögen mit anderen Farben ausgetauscht werden. Damit lassen sich bei den gleichen Motiven ganz andere Wirkungen erzielen.

Besseres Licht durch transparente Wände


Bei der Basisversion der Lichtbox mit massiven Seitenwänden aus Hartfaserplatte ist man bei der Ausleuchtung des Motivs etwas eingeschränkt, da das Licht konstruktionsbedingt immer von vorne in die Lichtbox einfallen muss. Für einfache Produktfotos mag das noch ausreichen, manchmal stößt man damit jedoch an Grenzen.

Eine bessere Ausleuchtung könnte man erreichen, wenn das Licht auch von der Seite kommen würde. Dafür müssten die Wänden jedoch lichtdurchlässig sein.

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Wände transparent zu bekommen:

Entweder mit Acrylglas ...


Die Hartfaserplatte der Seitenwand wird gegen eine Acrylglasplatte (weiß opal, 400 x 400 x 2,5 mm) ausgetauscht. Das ist die einfachste Methode. Acrylglas ist jedoch nicht ganz günstig (ab 7 Euro für eine kleine Platte im Baumarkt) und nicht ganz so einfach zu verarbeiten. Es besteht dabei die Gefahr, dass das Material bricht oder reißt und die Platte dann nicht mehr zu gebrauchen ist. Wer sich das nicht zutraut, sollte versuchen eine Platte schon gleich im richtigen Maß zu bekommen, gegebenenfalls durch Zuschnitt im Baumarkt.

… oder mit Transparentpapier


Die vorhandene Seitenwand wird so mit einer Stichsäge ausgesägt, so dass ringsherum ein Rand von 5 cm stehen bleibt. Die Öffnung wird dann mit Transparentpapier aus dem Bastelbedarf (Butterbrotpapier geht auch) und Bastelkleber wieder verschlossen. Beim Anbringen des Papiers ist darauf zu achten, dass oben und unten mindestens 2 cm frei bleiben, da die Seitenwand sonst nicht mehr in die Führungsschiene passt.

Das folgende Bild zeigt die beiden Varianten nebeneinander im Vergleich: Links die weiße Acrylglasplatte und rechts die Hartfaserplatte mit Ausschnitt und Transparentpapier.


Die neue transparente Seitenwand wird einfach gegen die vorhandene Seitenwand ausgetauscht.

Damit kann das Licht jetzt auch von der Seite gesetzt werden, entweder durch Dauerlichtlampen oder durch entfesselte Blitze.


Die beiden Varianten nehmen sich technisch nichts. Das Acrylglas sowie das Transparentpapier sorgen für weiches diffuses Licht in der Box und schöne, weiche Schattenverläufe. Das Transparentpapier lässt etwas mehr Licht von außen durch, die Acrylglasplatte hingegen sorgt für eine bessere Reflektion des Lichts innerhalb der Box.

Und wenn man schon dabei ist, dann sollte man am besten auch gleich beide Seitenwände auf die transparente Version umstellen. Das bringt noch mehr Möglichkeiten bei der Lichtsetzung. So kann man das Licht von links und rechts einfallen lassen und auf das frontale Licht vollständig verzichten.

Wer eine Stichsäge zur Hand hat und damit umgehen kann, der kommt mit dem Umbau der vorhandenen Seitenwände in weniger als einer halben Stunde mit sehr wenig Geld zum Ziel.

Acrylglas mit dem Teppichmesser auf Maß zu schneiden ist auch nicht besonders schwer und dauert nicht länger als das Aussägen der vorhandenen Wände. Wer den Weg zum Baumarkt und die Kosten von ca. 15 Euro (für eine Platte 100 x 50 cm) nicht scheut, bekommt so eine perfekte Lösung.

Platzsparend lagern


Wird die Lichtbox nicht mehr benötigt, so kann sie schnell und ohne Werkzeug zerlegt werden, indem der Deckel abgenommen und die Seitenwände sowie die Rückwand herausgenommen werden. Die einzelnen Elemente können dann platzsparend verstaut werden. Der Fotokarton sollte nach Möglichkeit immer so gelagert werden, so dass er keine Wellen oder Falten bekommt.

Wenn man die Lichtbox später wieder braucht, dann ist sie in kürzester Zeit auch wieder aufgebaut. Und das beliebig oft, denn die stabilen Materialien sorgen für eine lange Haltbarkeit.