Sonntag, 15. September 2019

Canon EOS M3 - gebraucht kaufen?

Wer sich eine gebrauchte spiegellose Systemkamera kaufen möchte, wird möglicherweise auch die Anschaffung einer Canon EOS M3 in Erwägung ziehen.

Die Canon EOS M3 ist 2015 erschienen und wurde bereits zwei Jahre später von der EOS M6 abgelöst. Nach weiteren zwei Jahren ist im Herbst 2019 die EOS M6 Mark II vorgestellt worden. Dass die EOS M3 mittlerweile zwei Nachfolgemodelle hat, bedeutet aber keinesfalls, dass sie veraltet ist.

Denn die EOS M3 verfügt über einen APS-C-Sensor mit einer Auflösung von 24,2 Megapixel und einen DIGIC 6 Bildprozessor, so wie auch beispielsweise die EOS 80D. Damit spielt sie mühelos in der Liga der gehobenen Spiegelreflexmodelle von Canon mit. So ausgestattet bietet sich die EOS M3 als ideale Zweitkamera zur DSLR oder als kompakte Einsteigerkamera an, die auch wachsenden Anforderungen noch gerecht wird. Der Touchbildschirm, der 45° nach unten und um 180° nach oben geschwenkt werden kann, ein eingebauter Blitz mit der Leitzahl 5, sowie Verbindungsmöglichkeiten über WiFi und NFC runden das Gesamtbild ab. Videoaufnahmen in Full-HD sind mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde ebenfalls möglich.

Gerade mal 615 Gramm wiegt die komplette EOS M3 - inklusive Kit-Objektiv, Gegenlichtblende, Objektivdeckel, Kameragurt, Akku und Speicherkarte. Die EOS 80D hingegen bringt mit einem vergleichbaren Objektiv (EF-S 18-55mm IS STM) schon fast 1.000 Gramm auf die Waage.

Zusammen mit Kit-Objektiv oder nur den Body kaufen?


Die EOS M3 ist zusammen mit dem Kit-Objektiv EF-M 18-55mm IS STM kaum für unter 300 EUR zu bekommen. Dennoch lautet meine Empfehlung: Wer noch kein EF-M Objektiv besitzt, sollte die EOS M3 nicht nur als Body, sondern nach Möglichkeit immer zusammen mit dem Kit-Objektiv zu kaufen. Einzelne Objektive mit EF-M Bajonett sind selbst gebraucht noch recht teuer und werden auch nicht so häufig angeboten wie EF oder EF-S Objektive.

Die Wahl der Qual - EF-M oder EF-S/EF?


Mit den spiegellosen Modellen von Canon wurden die Objektive mit EF-M Bajonett eingeführt. Dieses Bajonett ist nicht kompatibel zum verbreiteten EF-S oder EF Bajonett, das bei den Spiegelreflexkameras Verwendung findet. Die EF-S und EF Objektive lassen sich zwar mit einem passenden Adapter an der EOS M3 verwenden, die EF-M Objektive hingegen passen ausschließlich an Kameras der M-Serie.

Wer mit dem Gedanken spielt, mit einem Adapter Objektive mit EF-S und EF Bajonett an der EOS M3 zu verwenden - was durchaus möglich ist, der sollte sich auf einen eher gemächlichen Autofokus einstellen. So schnell wie bei den EF-M Objektiven ist der Autofokus bei adaptierten Objektiven leider nicht. Dort, wo es auf einen schnellen Autofokus ankommt, zum Beispiel in der Sport- oder Tierfotografie, eignen sich EF-S/EF Objektive an der EOS M3 daher nur bedingt.

Andererseits, warum sollte man eine kompakte und leichte spiegellose Kamera einer DSLR vorziehen, um anschließend ein EF 24-105mm L aufzusetzen, das alleine schon soviel wiegt wie Kamera inklusive Kit-Objektiv?

Die Canon EOS M3 mit EF-Adapter und Objektiv EF 24-105mm f/4 L IS USM

Als vorübergehende Lösung ist das eine tolle Sache, wenn man für seine spiegellose Kamera auf eine größere Auswahl von Objektiven aus seinem DSLR-Fundus zurückgreifen kann. Bei einem Immerdrauf-Objektiv wünsche ich mir jedoch ein passendes Verhältnis von Body und Objektiv für ein ausgewogenes Handling.


Zubehör


Zur Befestigung auf einem Stativ lässt sich wie bei nahezu allen Kameras das übliche Gewinde am Kameraboden verwenden. Wer allerdings gewohnt, oder besser gesagt verwöhnt ist, seine Kamera mit einer ArcaSwiss kompatiblen Schnellwechselplatte am Stativ anzubringen, wird schnell feststellen, dass leider auch die kleinste Schnellwechselplatte die Klappe für Akku und Speicherkarte blockiert. Aus diesem Grund empfiehlt sich ein speziell an die EOS M3 angepasster L-Winkel. Damit sind auch Hochformat-Aufnahmen möglich, ohne den Stativkopf um 90° schwenken zu müssen. Dieser L-Winkel aus leichtem Aluminium ermöglicht weiterhin den Zugriff auf die Klappe sowie allen anderen Anschüssen.

Die Canon EOS M3 mit ArcaSwiss kompatiblem L-Winkel und elektronischem Sucher EVF-DC2


Wer bisher eine kleine Kompakt-Kamera ohne Sucher verwendet hat, der wird auch bei der EOS M3 keinen Sucher vermissen. Ein Umstieg von einer DSLR hingegen ist etwas gewöhnungsbedürftiger, da die EOS M3 im Gegensatz zu den Modellen EOS M5 und M50 standardmäßig keinen Sucher hat. Dieser lässt sich bei der EOS M3 aber sehr einfach über den Blitzschuh nachrüsten. Canon bietet dafür die Modelle EVF-DC1 und EVF-DC2 an. Wer einmal diesen elektronischen Sucher verwendet hat, der möchte ihn nur ungern wieder hergeben. Insbesondere bei hellem Sonnenlicht ist der Sucher besser geeignet als das große Display der Kamera.

Allerdings darf man dabei nicht verschweigen, dass der elektronische Sucher auch einige Nachteile hat: Mit einem Preis von mehr als 200 Euro ist dieses Zubehörteil nicht gerade als günstig zu bezeichnen. Und mit dem Sucher wird die Kamera natürlich auch wieder etwas größer und passt so möglicherweise nicht mehr in de Kameratasche. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Blitzschuh bei aufgesetztem Sucher nicht mehr zum Blitzen genutzt werden kann. Weder für einen Aufsteckblitz, noch für eine Funksteuerung zum entfesselten Blitzen. Man ist bei der Verwendung des Suchers immer auf den internen Blitz der Kamera angewiesen.

Fazit


Wer von einer DSLR umsteigt, wird sich an die spürbar kleineren Abmessungen gewöhnen müssen. Das gilt nicht nur für das Gehäuse, das gilt auch für die Bedienelemente. Nicht nur einmal habe ich mit der rechten Hand die Einstellungen für den internen Blitz versehentlich verändert. Auch der Umstieg von Sucher auf Touchdisplay wird für eingefleischte DSLR-Fotografen eine Umstellung sein.

Das Verhältnis von Preis und Leistung ist wirklich gut, wenn man eine kompakte Kamera auf DSLR-Niveau sucht, man aber nicht immer das neueste Modell haben muss. Für Einsteiger und Fortgeschrittene eine echte Alternative sowohl zu den teureren Nachfolgemodellen EOS M6 (II) als auch zu den günstigeren Einsteigerkameras EOS M10 oder M100.



Samstag, 14. September 2019

Ist der YN660 tatsächlich der bessere YN560 IV?

Von Yongnuo im Jahr 2016 als offizieller Nachfolger des YN560 IV vorgestellt, hat der YN660 auch heute, drei Jahre nach Produkteinführung, seinen Vorgänger immer noch nicht vollständig ablösen können. Der YN560 IV wird auch heute noch hergestellt und verkauft. Da stellt natürlich sich die Frage, was die Gründe dafür sein könnten.

Der manuelle Aufsteckblitz YN660 von Yongnuo

Alles neu - aber warum kann sich der YN660 nicht durchsetzen?


Immerhin hat der YN660 gegenüber seinem Vorgänger doch einige Verbesserungen erfahren:
  • ein robustes und modernes Gehäuse, wie es auch beim YN685 zum Einsatz kommt
  • einen modifizierten Ein-/Ausschalter mit Sperrfunktion gegen versehentliches Verändern der Einstellungen
  • eine Schnellverriegelung am Blitzfuß
  • ein Drehrad zur komfortablen Auswahl der Einstellungen
  • im Masterbetrieb sechs statt nur drei Gruppen über Funk ansteuerbar
  • einen erweiterten Zoombereich von 20 bis zu 199 mm
  • eine Leitzahl von 66 bei 199 mm
  • einen in beide Richtungen um 180° drehbaren Blitzkopf

Das hört sich erstmal recht verlockend an. Aber nicht alle Neuerungen am YN660 sind auch tatsächlich Vorteile, wenn man sie näher betrachtet. Sie können sich auch schnell als Nachteil herausstellen.

Nachteil # 1 - Die Größe


Dass der YN660 etwas an Größe und Gewicht zugelegt hat, mag erstmal nicht so gravierend sein. Aber warum sollte etwas größer und schwerer werden, wenn es nicht signifikant an Leistung dazugewinnt? Bei 105 mm Zoom hat der YN660 eine Leitzahl von 58 und ist damit absolut identisch zum YN560. Im Studio kann man diesen Umstand noch akzeptieren, dass die Ausrüstung größer oder schwerer ist. Aber nicht, wenn man seine Blitzgeräte öfter transportieren oder mit sich tragen muss.

Nachteil # 2 - Das Wahlrad


Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat der YN660 keine Richtungstasten (auf/ab/links/rechts) mehr. Konnte man beim YN560 noch blind mit den Tasten links/rechts die Leistung in ganzen Schritten steuern, so ist das mit dem Wahlrad nicht mehr so einfach möglich. Zum einen muss man jeden Zwischenschritt durchlaufen (0.3/0.7), zum anderen kann man die Leistung nicht mehr exakt in ganzen Stufen verändern, ohne dabei einen Blick auf das Display werfen zu müssen. Das kann sich unter Umständen schwierig gestalten. Zum Beispiel dann, wenn der Blitz hoch oben auf einem Lampenstativ angebracht ist und sich das Display nicht ohne weiteres einsehen lässt. Natürlich ist das bei der Einstellung über Funk nicht erforderlich, dann erfüllt allerdings ein günstigerer YN560 III den gleichen Zweck. Und damit sind wir dann auch schon beim nächsten Punkt:

Nachteil # 3 - Der Preis


Der YN660 liegt preislich etwas über dem YN560 IV. Hier sollte man schon bereit sein, den Aufpreis für die eingangs genannten Vorteile gegenüber dem YN560 IV zu akzeptieren. Viele Kunden tun das offenbar jedoch nicht und kaufen weiterhin die bewährten Vorgängermodelle YN560 IV und III.

Fazit


Es lohnt sich auf keinen Fall, seine vorhandenen YN560 IV oder III gegen einen neueren YN660 auszutauschen. Wer bereits einen YN560 IV, III oder II besitzt, der wird vermutlich auch wieder eines dieser Modelle kaufen, da die Bedienung absolut identisch ist. Wer neu in die Blitzfotografie einsteigt und sich seinen ersten manuellen Aufsteckblitz kaufen möchte, für den wäre der YN660 eine Alternative. Hier müssen die Vorteile jedoch überwiegen. Neue Modelle müssen nicht immer besser sein als der Vorgänger.