Mittwoch, 26. Mai 2021

Erfahrungsbericht Stativ Cullmann Alpha 2500

Das Cullman Alpha 2500 - ein typisches Einsteigerstativ?

Mein erstes Stativ war ein Cullmann Alpha 2500. Um die ersten Versuche mit einem Stativ in der Fotografie zu machen, wollte ich als Anfänger nicht unbedingt gleich einen dreistelligen Euro-Betrag für ein "gutes" Stativ investieren. Ich fand damals, dass 2.500 Cent auch eine Menge Geld sind. Mittlerweile kostet das Stativ knapp 30 Euro, was aber nach den Jahren immer noch akzeptabel ist. Der nachfolgende Beitrag gilt grundsätzlich für alle baugleichen Stative anderer Hersteller (z.B. Hama) und natürlich auch für das Alpha 2800, das im Grunde identisch, aber insgesamt etwas größer ist.

Wer billig kauft, kauft zweimal

Es gibt die allgemein bekannte Weisheit "Wer billig kauft, kauft zweimal". Die trifft auch auf dieses Stativ zu. Das bedeutet aber nicht, dass das Stativ schlecht ist. Ich benutze es heute immer noch gerne, habe aber mittlerweile mehr als "zweimal gekauft" und somit auch wesentlich teurere Stative in meinem Besitz. Man kann nicht abstreiten, dass Stative oberhalb der 100-Euro-Grenze besser verarbeitet und deutlich stabiler sind. Aber gleich so viel Geld auszugeben, wenn man noch gar nicht weiß, ob einem ein Stativ überhaupt einen Mehrwert bei der Fotografie bietet, ist auch nicht gut. So hat man dann zwar nur einmal gekauft, aber am Ende doch mehr Geld versenkt.

Die Stativbeine - eine Glaubensfrage

Bei der Art und Weise, wie die Segmente der Stativbeine am besten ent- und verriegelt werden, scheiden sich oft die Geister. Viele Stative haben Drehverschlüsse, andere Stative, so wie das Alpha 2500, haben Klappverschlüsse. Ob Dreh- oder Klappverschlüsse, das ist letztlich wirklich eine Frage der persönlichen Vorliebe. Die Beine des Alpha 2500 sind aus Aluminium und haben jeweils zwei ausfahrbare Segmente. Das Stativ kommt damit bei eingefahrener Mittelsäule auf eine Höhe von 129 cm an der Oberkante der Schnellkupplungsplatte. Fährt man die Mittelsäule noch komplett aus, sind es ca. 165 cm. Das reicht aus, damit Personen mit 190 cm Körperhöhe die Kamera in einer angenehmen Arbeitshöhe haben. In der niedrigsten Stellung mit allen Segmenten eingefahren sind immer noch 62 cm. Weniger geht nicht. Durch diese Konstruktion kommt es zu einem Packmaß von 61 cm, was dieses Stativ nicht gerade zu einem idealen Reisestativ macht, denn ein gutes Reisestativ kommt gerade mal auf die Hälfte. Trotzdem hatte ich das Alpha 2500 auch schon auf dem Fahrrad mit, ohne dass es mich wirklich gestört hat. Am letzten Segment sind die Stativbeine mit beweglichen Gummifüßen versehen, die drinnen und draußen für einen ordentlichen Stand sorgen.

Die proprietäre Cullmann Schnellkupplung

Stative haben zur Befestigung der Kamera in der Regel entweder eine 1/4"-Schraube oder eine Arca Swiss kompatible Aufnahme. Nicht so das Alpha 2500, das hat eine sogenannte Schnellkupplung, die es in dieser Form auch nur bei diesem Stativ gibt. Das ist eine kleine Platte mit einer Schraube, die am Boden der Kamera in das Stativgewinde geschraubt wird. Also so ähnlich, wie eine Arca Swiss kompatible Platte. Die Schnellkupplungsplatte wird dann mit der Kamera auf den Stativkopf gesetzt und mit einem Hebel verriegelt. An sich keine schlechte Lösung, wenn man nur eine Kamera und nur ein Stativ hat. Perfekt für Einsteiger, denn die fangen oft in dieser Konstellation "eine Kamera, ein Stativ" an. Die Platten lassen sich im Zubehör für weniger als 10 Euro nachkaufen, wenn man doch eine zweite Kamera haben sollte und nicht dauernd die Platte wechseln möchte. Ich habe mein Alpha 2500 jedoch schon sehr früh auf Arca Swiss adaptiert und würde das jederzeit wieder tun. Damit erhöht sich die Arbeitshöhe auch um weitere 2 cm. Grundsätzlich bleibt anzumerken, dass die Schnellkupplung am Alpha 2500 in der Aufnahme nicht ganz so spielfrei ist, wie eine Arca Swiss Halterung direkt auf einem Kugelkopf bei teureren Stativen. Da die maximale Last des Alpha 2500 mit 2,5 kg angegeben ist, sollte man auch nicht mehr als eine leichte DSLR mit einem kleinen Objektiv darauf befestigen.

Der Multifunktions-Stativkopf

Auch beim Stativkopf ist das Alpha 2500 etwas anders, als andere Stative. Es erinnert durch den Drei-Wege-Neiger mit dem langem Griff mehr an ein Videostativ. Dreht man an dem Griffstück, kann man damit den Stativkopf für die vertikale Verstellung lösen oder fixieren. Die horizontale Verstellung ist möglich, wenn an der linken Seite am Stativkopf eine große Rändelschraube gelöst wird. Mit dem langen Griff können dann mehr oder weniger gleichmäßige Schwenks vorgenommen werden. Für Panoramafotos völlig ausreichend, für Videoaufnahmen jedoch etwas hakelig. An der rechte Seite des Stativkopfs befindet sich eine Flügelschraube. Löst man diese, so kann man den oberen Teil des Kopfes um ca. 90 Grad kippen. So lässt sich die Kamera schnell ins Hochformat bringen, ohne dass sie auf dem Stativkopf umgesetzt werden muss.

Die stufenlos verstellbare Mittelsäule

Die Mittelsäule lässt sich mit einer ausklappbaren Kurbel in der Höhe verstellen und bei Bedarf durch eine Überwurfmutter fixieren. Auch das erinnert ein Stück weit an ein Videostativ. Allerdings ist die Mittelsäule in sich etwas instabil, so dass diese nach Möglichkeit besser versenkt bleiben sollte.

Sonstige Gadgets

Das Stativ besitzt zwei Wasserwagen für eine korrekte Ausrichtung. Eine kleine Dosenlibelle befindet sich auf der Stativschulter, um die Stativsäule senkrecht in Waage auszurichten. Eine andere Libelle befindet sich oben am Stativkopf zur vertikalen Ausrichtung. Diese Libelle ist bei eingesetzter Schnellkupplungsplatte jedoch nur von der Seite her sichtbar, da die Sicht von oben durch die Platte bzw. durch die Kamera verdeckt wird.

Unten an der Mittelsäule befindet sich ein großer Haken, um dort ohne viel Aufwand Gewichte (z.B. die Fototasche) anzubringen, damit das Stativ beschwert wird. Mit einem zusätzlichen Gewicht wird es zwar nicht unempfindlicher gegen Schwingungen, aber es kann zumindest nicht mehr so leicht durch einen Windstoß umkippen.

Oben an der Mittelsäule befindet sich auch ein solider Tragegriff, mit dem man das Stativ bequem über kurze Strecken transportieren kann, sogar mit montierter Kamera. Für den grundsätzlichen Transport ist eine einfache Tasche mit Schultergurt dabei.

Haltbarkeit

Das einzige, was an diesem Stativ wirklich empfindlich ist, das ist der O-Ring am Ende der Mittelsäule. Dieser Ring soll ein zu weites Aufklappen des Stativs verhindern, indem er an einer gewissen Position blockiert.  Einmal habe ich ihn verloren, einmal ist er gerissen. Ersatz bekommt man relativ einfach und preiswert, indem man einen ganz normalen O-Ring mit 26 mm Innendurchmesser und 3,5 mm Schnurgröße für knapp 2 Euro kauft. Es muss kein Original-Ersatzteil von Cullmann sein. Aber auch ohne den O-Ring funktioniert das Stativ einwandfrei, man muss dann nur etwas aufpassen, wenn man das Stativ aufklappt. Ansonsten gibt es im Gegensatz zu anderen Stativen keine Schrauben, die regelmäßig nachgezogen werden müssen, das Alpha 2500 funktioniert einfach.

Nachnutzung beim Kauf von teureren Stativen

Wer mit dem Alpha 2500 seine ersten Schritte unternommen hat und Gefallen an der Fotografie mit  dem Stativ findet, wird irgendwann wahrscheinlich auf ein teureres Modell umsteigen. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Alpha 2500 ausgedient hat. Ich nutze das Alpha immer noch als Stativ für Aufsteckblitze. Da ist es absolut egal, ob das Stativ wackelig oder klapprig ist. Für einen entfesselten Blitz oder eine Videoleuchte reicht es völlig aus. Und ganz ehrlich, ab und zu nutze ich es auch noch mal für die Produkt- oder Tabletop-Fotografie.

Fazit

Ich bin froh, dass ich mir dieses Stativ damals zugelegt habe. Auch wenn die allgemeine Empfehlung lautet, man solle für ein Stativ gleich etwas mehr Geld ausgeben, da es in der Regel länger als die Kamera hält. So hatte ich jedenfalls einen preisgünstigen Einstieg in die Fotografie mit Stativen und konnte Aufnahmen machen, die ohne Stativ gar nicht möglich gewesen wären. Für Anfänger, die auf den Geldbeutel schauen, würde ich die Empfehlung für dieses Stativ (oder ein baugleiches Modell von einem anderen Hersteller) aussprechen. Hier im Blog findet ihr übrigens auch einen Beitrag über mein Rollei C5i Carbon, welches das zehnfache gekostet hat und mich zu dieser Erkenntnis geführt hat: Man kann auch teuer kaufen, um zweimal zu kaufen.