Mittwoch, 26. Mai 2021

Erfahrungsbericht Stativ Cullmann Alpha 2500

Das Cullman Alpha 2500 - ein typisches Einsteigerstativ?

Mein erstes Stativ war ein Cullmann Alpha 2500. Um die ersten Versuche mit einem Stativ in der Fotografie zu machen, wollte ich als Anfänger nicht unbedingt gleich einen dreistelligen Euro-Betrag für ein "gutes" Stativ investieren. Ich fand damals, dass 2.500 Cent auch eine Menge Geld sind. Mittlerweile kostet das Stativ knapp 30 Euro, was aber nach den Jahren immer noch akzeptabel ist. Der nachfolgende Beitrag gilt grundsätzlich für alle baugleichen Stative anderer Hersteller (z.B. Hama) und natürlich auch für das Alpha 2800, das im Grunde identisch, aber insgesamt etwas größer ist.

Wer billig kauft, kauft zweimal

Es gibt die allgemein bekannte Weisheit "Wer billig kauft, kauft zweimal". Die trifft auch auf dieses Stativ zu. Das bedeutet aber nicht, dass das Stativ schlecht ist. Ich benutze es heute immer noch gerne, habe aber mittlerweile mehr als "zweimal gekauft" und somit auch wesentlich teurere Stative in meinem Besitz. Man kann nicht abstreiten, dass Stative oberhalb der 100-Euro-Grenze besser verarbeitet und deutlich stabiler sind. Aber gleich so viel Geld auszugeben, wenn man noch gar nicht weiß, ob einem ein Stativ überhaupt einen Mehrwert bei der Fotografie bietet, ist auch nicht gut. So hat man dann zwar nur einmal gekauft, aber am Ende doch mehr Geld versenkt.

Die Stativbeine - eine Glaubensfrage

Bei der Art und Weise, wie die Segmente der Stativbeine am besten ent- und verriegelt werden, scheiden sich oft die Geister. Viele Stative haben Drehverschlüsse, andere Stative, so wie das Alpha 2500, haben Klappverschlüsse. Ob Dreh- oder Klappverschlüsse, das ist letztlich wirklich eine Frage der persönlichen Vorliebe. Die Beine des Alpha 2500 sind aus Aluminium und haben jeweils zwei ausfahrbare Segmente. Das Stativ kommt damit bei eingefahrener Mittelsäule auf eine Höhe von 129 cm an der Oberkante der Schnellkupplungsplatte. Fährt man die Mittelsäule noch komplett aus, sind es ca. 165 cm. Das reicht aus, damit Personen mit 190 cm Körperhöhe die Kamera in einer angenehmen Arbeitshöhe haben. In der niedrigsten Stellung mit allen Segmenten eingefahren sind immer noch 62 cm. Weniger geht nicht. Durch diese Konstruktion kommt es zu einem Packmaß von 61 cm, was dieses Stativ nicht gerade zu einem idealen Reisestativ macht, denn ein gutes Reisestativ kommt gerade mal auf die Hälfte. Trotzdem hatte ich das Alpha 2500 auch schon auf dem Fahrrad mit, ohne dass es mich wirklich gestört hat. Am letzten Segment sind die Stativbeine mit beweglichen Gummifüßen versehen, die drinnen und draußen für einen ordentlichen Stand sorgen.

Die proprietäre Cullmann Schnellkupplung

Stative haben zur Befestigung der Kamera in der Regel entweder eine 1/4"-Schraube oder eine Arca Swiss kompatible Aufnahme. Nicht so das Alpha 2500, das hat eine sogenannte Schnellkupplung, die es in dieser Form auch nur bei diesem Stativ gibt. Das ist eine kleine Platte mit einer Schraube, die am Boden der Kamera in das Stativgewinde geschraubt wird. Also so ähnlich, wie eine Arca Swiss kompatible Platte. Die Schnellkupplungsplatte wird dann mit der Kamera auf den Stativkopf gesetzt und mit einem Hebel verriegelt. An sich keine schlechte Lösung, wenn man nur eine Kamera und nur ein Stativ hat. Perfekt für Einsteiger, denn die fangen oft in dieser Konstellation "eine Kamera, ein Stativ" an. Die Platten lassen sich im Zubehör für weniger als 10 Euro nachkaufen, wenn man doch eine zweite Kamera haben sollte und nicht dauernd die Platte wechseln möchte. Ich habe mein Alpha 2500 jedoch schon sehr früh auf Arca Swiss adaptiert und würde das jederzeit wieder tun. Damit erhöht sich die Arbeitshöhe auch um weitere 2 cm. Grundsätzlich bleibt anzumerken, dass die Schnellkupplung am Alpha 2500 in der Aufnahme nicht ganz so spielfrei ist, wie eine Arca Swiss Halterung direkt auf einem Kugelkopf bei teureren Stativen. Da die maximale Last des Alpha 2500 mit 2,5 kg angegeben ist, sollte man auch nicht mehr als eine leichte DSLR mit einem kleinen Objektiv darauf befestigen.

Der Multifunktions-Stativkopf

Auch beim Stativkopf ist das Alpha 2500 etwas anders, als andere Stative. Es erinnert durch den Drei-Wege-Neiger mit dem langem Griff mehr an ein Videostativ. Dreht man an dem Griffstück, kann man damit den Stativkopf für die vertikale Verstellung lösen oder fixieren. Die horizontale Verstellung ist möglich, wenn an der linken Seite am Stativkopf eine große Rändelschraube gelöst wird. Mit dem langen Griff können dann mehr oder weniger gleichmäßige Schwenks vorgenommen werden. Für Panoramafotos völlig ausreichend, für Videoaufnahmen jedoch etwas hakelig. An der rechte Seite des Stativkopfs befindet sich eine Flügelschraube. Löst man diese, so kann man den oberen Teil des Kopfes um ca. 90 Grad kippen. So lässt sich die Kamera schnell ins Hochformat bringen, ohne dass sie auf dem Stativkopf umgesetzt werden muss.

Die stufenlos verstellbare Mittelsäule

Die Mittelsäule lässt sich mit einer ausklappbaren Kurbel in der Höhe verstellen und bei Bedarf durch eine Überwurfmutter fixieren. Auch das erinnert ein Stück weit an ein Videostativ. Allerdings ist die Mittelsäule in sich etwas instabil, so dass diese nach Möglichkeit besser versenkt bleiben sollte.

Sonstige Gadgets

Das Stativ besitzt zwei Wasserwagen für eine korrekte Ausrichtung. Eine kleine Dosenlibelle befindet sich auf der Stativschulter, um die Stativsäule senkrecht in Waage auszurichten. Eine andere Libelle befindet sich oben am Stativkopf zur vertikalen Ausrichtung. Diese Libelle ist bei eingesetzter Schnellkupplungsplatte jedoch nur von der Seite her sichtbar, da die Sicht von oben durch die Platte bzw. durch die Kamera verdeckt wird.

Unten an der Mittelsäule befindet sich ein großer Haken, um dort ohne viel Aufwand Gewichte (z.B. die Fototasche) anzubringen, damit das Stativ beschwert wird. Mit einem zusätzlichen Gewicht wird es zwar nicht unempfindlicher gegen Schwingungen, aber es kann zumindest nicht mehr so leicht durch einen Windstoß umkippen.

Oben an der Mittelsäule befindet sich auch ein solider Tragegriff, mit dem man das Stativ bequem über kurze Strecken transportieren kann, sogar mit montierter Kamera. Für den grundsätzlichen Transport ist eine einfache Tasche mit Schultergurt dabei.

Haltbarkeit

Das einzige, was an diesem Stativ wirklich empfindlich ist, das ist der O-Ring am Ende der Mittelsäule. Dieser Ring soll ein zu weites Aufklappen des Stativs verhindern, indem er an einer gewissen Position blockiert.  Einmal habe ich ihn verloren, einmal ist er gerissen. Ersatz bekommt man relativ einfach und preiswert, indem man einen ganz normalen O-Ring mit 26 mm Innendurchmesser und 3,5 mm Schnurgröße für knapp 2 Euro kauft. Es muss kein Original-Ersatzteil von Cullmann sein. Aber auch ohne den O-Ring funktioniert das Stativ einwandfrei, man muss dann nur etwas aufpassen, wenn man das Stativ aufklappt. Ansonsten gibt es im Gegensatz zu anderen Stativen keine Schrauben, die regelmäßig nachgezogen werden müssen, das Alpha 2500 funktioniert einfach.

Nachnutzung beim Kauf von teureren Stativen

Wer mit dem Alpha 2500 seine ersten Schritte unternommen hat und Gefallen an der Fotografie mit  dem Stativ findet, wird irgendwann wahrscheinlich auf ein teureres Modell umsteigen. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Alpha 2500 ausgedient hat. Ich nutze das Alpha immer noch als Stativ für Aufsteckblitze. Da ist es absolut egal, ob das Stativ wackelig oder klapprig ist. Für einen entfesselten Blitz oder eine Videoleuchte reicht es völlig aus. Und ganz ehrlich, ab und zu nutze ich es auch noch mal für die Produkt- oder Tabletop-Fotografie.

Fazit

Ich bin froh, dass ich mir dieses Stativ damals zugelegt habe. Auch wenn die allgemeine Empfehlung lautet, man solle für ein Stativ gleich etwas mehr Geld ausgeben, da es in der Regel länger als die Kamera hält. So hatte ich jedenfalls einen preisgünstigen Einstieg in die Fotografie mit Stativen und konnte Aufnahmen machen, die ohne Stativ gar nicht möglich gewesen wären. Für Anfänger, die auf den Geldbeutel schauen, würde ich die Empfehlung für dieses Stativ (oder ein baugleiches Modell von einem anderen Hersteller) aussprechen. Hier im Blog findet ihr übrigens auch einen Beitrag über mein Rollei C5i Carbon, welches das zehnfache gekostet hat und mich zu dieser Erkenntnis geführt hat: Man kann auch teuer kaufen, um zweimal zu kaufen.


Freitag, 1. Januar 2021

Erfahrungsbericht Sony RX100: Sind Kompaktkameras wirklich so gut wie vielfach behauptet wird?

Meine Erfahrungen mit der RX100 als Alternative zur Systemkamera

Vor allem bei Städtereisen oder Outdoor-Freizeitaktivitäten wie Wandern oder Mountainbiken bietet sich eine kleine kompakte Kamera wegen des geringen Gewichts und der geringen Größe an. Ich will hier in diesem Bericht meine Erfahrungen mit Kompaktkameras anhand einer Sony DSC RX100 der ersten Generation (Mark I) aufzeigen - wobei das meiste auch auf die neueren Modelle übertragbar ist. 

Auch wenn Kompaktkameras gerne für Videoaufnahmen eingesetzt werden, will ich das Thema Video hier weitgehend ausklammern. In diesem Artikel wird ausschließlich der Aspekt der Fotografie und des allgemeinen Handlings betrachtet.


Sony DSC RX100 (Mark I) mit Griff AG-R2

Warum für Fotos keine einfache Point-and-Shoot-Kamera, sondern eine teure Edel-Kompakte?

Wenn man über die Anfängerphase der Fotografie hinaus ist, hat man irgendwann gewisse Ansprüche an eine Kamera. Bei mir sind das der manuelle Modus M und die Halbautomatiken A und S sowie die Möglichkeit RAW-Dateien zu erzeugen. Damit fallen schon viele Kameras aus der engeren Auswahl heraus. Vielleicht bin ich mit diesen Kriterien auch die Ausnahme, denn wenn man sich mal bei den Kaufangeboten von gebrauchten Kompaktkameras auf den Bildern anschaut, in welcher Position das Moduswahlrad steht, dann ist dort selten eine dieser Einstellungen gewählt. Letztlich setzt aber jeder seine eigenen Prioritäten, die am Ende zum Kauf einer High-End-Kompaktkamera führen können. Bei dem einen mag es vielleicht die Sensorgröße sein, bei dem anderen das lichtstarke Objektiv oder vielleicht auch ein großer Brennweitenbereich.


Gebrauchtkauf: Warum eine Sony RX100 Mark I? Es gibt doch neuere und bessere Modelle!

Die RX100 ist 2012 erschienen und Sony hat seitdem fast jedes Jahr ein neues Modell der RX100 herausgebracht. Aktuell ist die Generation 7 (Mark VII).  Da die ursprüngliche RX100 (Mark I) immer noch produziert wird, ist anzunehmen, dass die Mark I technisch nicht überaltert sein kann und durchaus noch ihre Existenzberechtigung am Markt hat. Da ich bereits diverse DSLR und spiegellose Systemkameras besitze, wollte ich für eine Kompaktkamera erstmal nur ein begrenztes Budget von maximal 200 EUR einsetzen.

Aktuell hat die Sony RX100 Mark I als günstigstes Modell der Reihe einen Neupreis von unter 300 EUR. Gebrauchte und gut erhaltene Exemplare liegen ungefähr bei der Hälfte. Die neueren Modellvarianten sind mittlerweile im Neupreis stark gefallen, was sich aber nicht sonderlich auf den Gebrauchtpreis auswirkt. Klar, wer einmal 800 EUR für seine neue RX100 Mark III bezahlt hat, der möchte heute mindestens noch zwischen 300 und 400 EUR dafür haben, auch wenn sie im Laden neu schon für 500 EUR zu haben ist. Damit ist es trotz sinkender Neupreise sehr unwahrscheinlich, hier ein Schnäppchen mit einer gebrauchten Mark III zu machen.

Die RX100 Mark II ist grundsätzlich teurer als die Mark I, unterscheidet sich aber nur in zwei Details: Die Mark II hat einen Blitzschuh für Aufsteckblitze und ein klappbares Display. Mal ganz ehrlich - wenn ich schon einen großen Aufsteckblitz mitschleppe, muss es dann zwingend eine Kompaktkamera sein? Dann spielen die paar Gramm Mehrgewicht einer spiegellosen Systemkamera auch keine Rolle mehr. Das hat Sony offenbar auch erkannt und kein weiteres Nachfolgemodell mit einem Blitzschuh ausgestattet. Abgesehen davon haben die Modelle ab Mark III einen elektronischen Sucher, so dass für einen Blitzschuh einfach kein Platz mehr bleibt, will man nicht auf den eingebauten Blitz verzichten. Die andere Neuerung gegenüber der Mark II gegenüber der Mark I ist das klappbare Display. Hier muss man persönlich entscheiden, ob das den Mehrpreis gegenüber der Mark I wert ist. Nun, mir war es das nicht wert.

Letztlich ist es eine RX100 Mark I mit kleineren Gebrauchsspuren am Gehäuse geworden, für etwas mehr als 100 EUR. Da ich die Kamera hauptsächlich unterwegs und nicht im Wohnzimmer benutze, wird vermutlich der eine oder andere Kratzer noch dazukommen. Den Rest des Budgets werde ich für Zubehör ausgeben: Akku, Griff, Filteradapter und Tasche. Mehr dazu weiter unten.


Wo ist denn das Ladegerät?

Ich war etwas erstaunt, als ich festgestellt habe, dass bei der Kamera kein Akkuladegerät zum Lieferumfang gehört. Der Akku wird statt dessen über die Kamera mit einem normalen Micro-USB-Kabel geladen. Was für mich zuerst wie eine Sparmaßnahme aussieht, erscheint auf den zweiten Blick dann wiederum als äußerst zweckmäßig. Wenn ich schon eine kleine Kamera benutze, um Platz und Gewicht zu sparen, warum sollte ich mir noch ein zusätzliches Ladegerät mit mir herumtragen, wenn die Kamera das Ladegerät sein kann? Und zur Not kann man unterwegs den Akku auf diese Weise auch mit einer Powerbank aufladen, wenn gerade mal keine Steckdose in der Nähe ist.

Bei der Kamera ist ein Akku vom Typ NP-BX1 im Lieferumfang dabei. Meiner ist mittlerweile über sieben Jahre alt, ist aber soweit noch ok. Da es mich ungemein beruhigt, wenn ich noch einen geladenen Akku dabei habe, habe ich mir umgehend einen zweiten Akku gekauft. Die Auswahl an kompatiblen Akkus für die RX100 ist riesig. Da der Aufpreis für den Original-Akku von Sony gegenüber den Produkten von namhaften Drittanbietern vertretbar ist, habe ich mich für das Original entschieden.

Laut Bedienungsanleitung reicht ein voller Akku für über 300 Aufnahmen. Das ist mehr, als ich an einem Tag normalerweise mache. In der Praxis komme ich bei Tagesausflügen sehr gut mit einem einzigen Akku aus. Anders sieht es bei Videoaufnahmen aus. Ich nutze die Videofunktion nur von Zeit zu Zeit, um den Akku komplett zu entladen und dann wieder vollständig zu laden. Auf diese Weise kann ich den vollen Akku in etwas mehr als einer Stunde entladen. Sony gibt die Laufzeit bei Videoaufzeichnungen mit 80 Minuten an, das passt ungefähr. Wer viel filmt, der kommt um einen zweiten Akku nicht herum.


Die RX100 auf dem Stativ ...

Die Kamera hat an der Unterseite das übliche Gewinde für eine 1/4" Stativschraube - allerdings nicht in der Objektivmitte, sondern etwas seitlich versetzt, was Panoramaaufnahmen auf dem Stativ nicht gerade vereinfacht. Leider hatte ich bisher noch keine Möglichkeit, das Panoramaprogramm der RX100 auf dem Stativ ausgiebig zu testen.

Alle meine Stative haben eine Arca Swiss kompatible Aufnahme. Selbst mein kleinstes Cullmann Magnesit Copter habe ich vor einiger Zeit auf Arca Swiss umgerüstet. Damit liegt es Nahe, auch die RX100 darauf anzupassen. Zwar lässt sich eine Arca Swiss kompatible Platte problemlos an der Unterseite der RX100 anbringen, allerdings blockiert selbst die kleinste Platte den Deckel für Akku und Speicherkarte. Es gibt jedoch spezielle Handgriffe für die RX100 (z.B. den HG-RX100 von JJC) die die Schwierigkeit mit dem Deckel nicht haben und gleichzeitig noch andere Probleme lösen: Die Kamera lässt sich mittels durchgängiger Schiene mittig auf dem Stativ befestigen und bietet noch auch einen Kameragriff, wo sich normalerweise der rechte Mittelfinger befindet, um die Kamera zu stabil zu halten.

Da ich mit der RX100 recht wenig auf dem Stativ fotografiere, kann ich damit leben, bei Bedarf schnell mal eine Platte anzubringen. Beim Thema Stativ sind wir wieder da, wo wir bereits beim Aufsteckblitz waren: Wenn ich schon ein Stativ mit 1,3 kg Gewicht und 50 cm Packmaß mitnehme, dann kann es auch ruhig die spiegellose Systemkamera oder gar die DSLR sein.


... und in der Hand.

Der Handgriff von JJC ist eine gute Lösung, bedeutet aber auch wieder ein größeres Maß und mehr Gewicht. Die paar Gramm Aluminium mögen vernachlässigbar sein, aber die Kamera ist halt wieder ein Stück größer. Wenn die Kamera nicht lose im Rucksack oder in der Hosentasche mitgeführt wird, sondern in einer passgenauen Kameratasche am Gürtel, dann kann das unter Umständen schon knapp werden.

Da die RX100 ein glattes, abgerundetes Gehäuse hat, kann es schwierig werden, die Kamera sicher mit einer Hand zu bedienen. Das kann beispielsweise beim Klettern oder Fahrradfahren der Fall sein. Sony bietet dafür den selbstklebenden Griff AG-R2 für ca. 15 EUR an, der sich sehr einfach anbringen lässt. Ob der Griff die Kamera optisch aufwertet, mag jeder für sich beurteilen. Auf jeden Fall verbessert der gummierte Griff das Handling enorm, ohne das Gewicht oder die Abmessungen spürbar zu verändern.


Das Objektiv Carl Zeiss Vario Sonnar 1,8-4,9/10,4-37,1

Im Gegensatz zu einer Systemkamera lässt sich bei einer Kompaktkamera das Objektiv nicht wechseln. Man muss also dauerhaft mit dem auskommen, was die Kamera bietet. Die RX100 besitzt ein Objektiv mit Gläsern aus dem Hause Carl Zeiss. Um die Verwirrung etwas in Grenzen zu halten, gibt Sony die Brennweite äquivalent zur Kleinbildkamera an. Auf dem Objektiv ist zwar die Brennweite mit 10,4-37,1 aufgedruckt, ansonsten wird jedoch fast immer die Brennweite mit 28-100 angegeben. Dieser Bereich ist ein angenehmer Weitwinkel bis hin zum leichten Tele. Ab der Mark III beträgt die Brennweite 24-70, was in etwa dem üblichen Bereich eines Kit-Objektivs einer DSLR entspricht.

Der kleinste Blendenwert reicht je nach Zoom von 1,8 bis 4,9. Die Offenblende von 1,8 gilt jedoch nur für den Weitwinkelbereich von exakt 28mm. Beim geringsten Zoom verringert sich die Blende auf 2,0 und hat bereits vor dem Erreichen der 35mm-Marke schon den Wert 2,8. Bei 70mm ist die Blende von 4,0 aber immer noch als akzeptabel zu bezeichnen, bis sie dann oberhalb von 90mm einen Wert von 4,9 erreicht.

Insgesamt ist das Objektiv gelungen, es ist leise und scharf. Bedingt durch den Motorantrieb geht das Zoomen natürlich etwas langsamer als bei einem Objektiv an einer Systemkamera. Der Bildstabilisator arbeitet einwandfrei und auch der Autofokus lässt zumindest bei mir keine Wünsche offen.


Die Lösung des Filter-Problems

Anders als Wechselobjektive haben Objektive von Kompaktkameras kein Filtergewinde. Das ist ein Nachteil, wenn man einen CPL- oder ND-Filter anbringen möchte. Einige Modelle der RX100 (Mark III bis V) verfügen über einen integrierten ND8-Filter, der sich bei Bedarf aktivieren lässt. Wem ein ND8 nicht ausreicht oder wer einen Polarisations-Filter anbringen möchte, der kann den Adapter VFA-49R1 von Sony verwenden oder auf eine Lösung von Drittanbietern ausweichen. Ich habe mich für den Magnet-Adapter MagFilter von Carry Speed entschieden und bin damit absolut zufrieden. Mit der Gewindegröße von 58mm kann ich alle meine vorhandenen Filter verwenden. Dieser Adapter passt bei allen RX100-Modellen.

Bei diesem Adapter wird ein kleiner selbstklebender und unauffälliger Metallring vorne am Objektiv befestigt. Wie unauffällig dieser Ring ist, kann man oben auf dem Foto am Anfang des Artikels sehen. Darauf setzt man dann den magnetischen Filteradapter auf. Auch wenn der Adapter von Carry Speed komfortabel in der Anwendung ist, so ist das nichts für den Dauerbetrieb, wie bei Schraubfiltern bei Wechselobjektiven an Systemkameras. Zu hoch ist hier das Risiko, dass man den Adapter inklusive Filter unterwegs oder beim Verstauen der Kamera verliert, auch wenn der Magnet an sich recht gut hält.

Sony DSC RX100 mit Carry Speed Magnetadapter und 58mm Polfilter

In Sack und Pack

Die handliche Größe und das geringe Gewicht verleiten dazu, die Kamera einfach in der Hosen- oder Jackentasche mit sich zu führen. Als Immer-dabei-Kamera ist das auch Ok. Wohin aber mit Ersatzakku, Filteradapter und Arca Swiss-Platte? Und verträgt sich die Kamera mit dem Schlüsselbund in der gleichen Tasche? Hier bietet sich dann doch eine passende Kameratasche an. Auch hier ist die Auswahl an Taschen für Kompaktkameras unendlich. Ich habe mich für eine Tasche von Sony entschieden, die LCS-CSJ Universaltasche für 20 EUR. Die Kamera passt mit der Handschlaufe bequem ins Hauptfach und die anderen Kleinteile lassen sich in den anderen beiden Fächern unterbringen. Die Tasche lässt sich mit Klettbändern (nicht mitgeliefert) über die Gürtelschlaufe vorne am Rucksackgurt befestigen, so dass man die Kamera unterwegs schnell im Zugriff hat.


Die fotografischen Qualitäten der RX100

Natürlich kann man die RX100 mit klassischen Point-and-Shoot-Kameras aus der 100 EUR-Kategorie vergleichen, Man kann sie auch mit APS-C Systemkameras wie der Sony Alpha 6000 oder der Canon EOS M6 vergleichen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Es kommt immer darauf an, was man damit machen möchte. Dass die Kamera von Anfang an von den Medien so positiv bewertet wurde, hat durchaus seinen Grund. Die Kamera ist zweifelsfrei gut. Doch nicht ohne ein "aber" im Nachgang.

Ich nutze die RX100 fast ausschließlich für die Landschaftsfotografie. Dort verwende ich meistens eine Blende 8 für eine ausreichende Schärfentiefe. Wenn ich etwas freistellen möchte, also ein scharfes Vordergrundmotiv mit unscharfem Hintergrund, dann gehe ich mit dem Blendenwert so weit wie möglich runter und aus dem Weitwinkelbereich raus auf mindestens 50mm. Die RX100 kommt beim Freistellen definitiv an ihre Grenzen. Das gilt übrigens für viele Kompaktkameras mit 1"-Sensor.

Der Bildsensor mit einem Crop-Faktor von 2,7 ist etwas mehr als doppelt so groß wie der eines Smartphones (z.B. iPhone XS). Das reicht aber nicht, um Motive genauso einfach freizustellen wie mit einer APS-C oder Vollformatkamera. Hier muss man schon ein wenig tricksen und einen weit entfernten Hintergrund bei möglichst kurzem Abstand zum Motiv wählen. Meiner Meinung nach ist die RX100 nicht primär für die Porträtfotografie (oder ähnliche Anwendungen) geeignet.

Bei der Architektur- oder Landschaftsfotografie kann die RX100 ihre Stärken zeigen. Die zahlreichen Automatikprogramme sorgen dafür, dass auch ohne besondere fotografische Kenntnisse gute Ergebnisse erzielt werden können.

Der eingebaute Blitz kann auf kurze Entfernungen als Aufhellblitz genutzt werden, man darf hier aber keine Wunder bei Leistung und Reichweite erwarten. Regelt man die Leistung über die Blitzkompensation vollständig runter, dann kann man darüber einen entfesselten Blitz auslösen, wenn dieser als optischer Slave eingestellt ist.


Update Mai 2021

Ein Hinweis aus der Praxis: Aufgrund der kürzesten Verschlusszeit von nur 1/2000 bei den Modellen RX100 bis einschließlich Mark III ist man im manuellen Modus M oder in der Halbautomatik A bei strahlendem Sonnenschein darauf angewiesen, die Blende entsprechend zu schließen, die Belichtungskorrektur herunterzudrehen oder einen ND-Filter zu verwenden um Überbelichtungen zu vermeiden. Wer hingegen die Automatikprogramme benutzt, wird damit wohl wenig Probleme haben.


Fazit

Eine wirklich gute, leistungsfähige und ausgereifte Kamera, die man immer dabei haben kann. Die Stärken sind gute fotografische Leistungen bei minimalen Maßen und Gewicht. Ich bin mit der Mark I absolut zufrieden, so dass ich momentan kein Bedürfnis habe, die Kamera gegen ein moderneres Modell tauschen zu wollen.

Für den Fall, dass ich mit Stativ oder Aufsteckblitz unterwegs bin oder spezielle Anforderungen an das Objektiv habe, wird die Wahl jedoch auf eine andere, größere und schwerere Kamera fallen.